Verschränkungen.
Eine Gedankenaustellung

 






Fig 67: Der Computerraum. Latour, B., Woolgar, S. & Salk, J. (1986). Laboratory Life: The Construction of Scientific Facts. Amsterdam University Press.
           

Die Erschütterung der kopernikanischen Wende, dass also der Mensch nicht länger der Mittelpunkt des Universums ist, setzt sich fort im Angesicht eines Namens: Gaia. In ihrem Erscheinen spiegelt sich die vierte Kränkung der Menschheit. Ihrem Blick gilt es zu begegnen.

Verschränkungen. Eine Gedankenausstellung ist eine performative  Installation an der Schnittstelle von Fotografie und Zellbiologie. Die spezifische Versuchsanordnung, die in Kollaboration mit dem Virologen Florian Hastert konzipiert wurde, erforscht Möglichkeiten der Vernetzung zwischen Kunst und Naturwissenschaften, um der menschlichen Perspektive mit heterogenen Zonen des Unähnlichen zu begegnen.

In der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Labor als Ort der Wissensproduktion beleuchtet Paul Pape das Dispositiv der Produktion naturwissenschaftlicher Fakten als geschliffene Ebenbilder der Natur. Eine wesentliche Position nehmen dabei die Apparaturen und Maschinen der Experimentalsysteme ein, die naturwissenschaftliche Erkenntnis immer bereits als eine vermittelte auszeichnen. Unter dem mikroskopischen Blick wird die Dingwelt in Verschränkungen. Eine Gedankenausstellung in ihrer Eigendynamik sichtbar, die sich auditiv als Klang-Infektion verselbstständigt.

Durch eine eigens von Paul Pape konzipierte analoge Fotografie-Apparatur wird der Raum zudem selbst zu einem Datenraum, dessen Spuren in dem Prozess der Aufzeichnung und der direkten künstlerischen Transformation zu ArteFakten werden. Diese abstrakten Dokumente des Situativen hinterfragen den Status von Information im Kontext von Big Data und die Position des Subjekts in der digitalen Informationsökonomie.  

Verweilen wir noch einen Moment im Digitalen: Was Sie hier vor sich sehen, ist das digitale Archiv von Verschränkungen. Eine Gedankenausstellung. Die Sedimente einer sich fortschreibenden Recherche, an deren Anfang die Frage steht, wie man sich mithilfe der Kunst als einer Art „Bindeglied“ der Utopie eines „Parlaments der Dinge“ (Bruno Latour) annähern könnte. Anders ausgedrückt, wie ließe sich unsere menschliche Perspektive auf kollektive, pluralistische Formen des Mit-Seins lenken, die menschliche und mehr als menschliche Formen des Seins umfassen?

Entgegen der hoch präzisierten Versuchsanordnung eines wissenschaftlichen Experiments finden Sie hier, gewissermaßen als eine Art Laborprotokoll,  eine assoziative, fluide Wissensordnung vor, deren Lücken zu Freiräumen der Vernetzung und Verschränkung einladen.

Viel Freude dabei.



Fig. 49: Lichtmikroskopische Aufnahme von HELA-Zellen in Kultur.
Fig. 50: Elektronenmikroskopische Aufnahme einer apoptotischen HeLa-Zelle.
Fig. 51:
Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme von HeLa-Zellen nach Anfärbung von Aktinfilamenten (rot), Mikrotubuli (cyan) und Zellkernen (blau).


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